In Polen sind kleine geschlossene Siedlungen in den Vororten sehr beliebt geworden. Ihnen zuliebe haben viele Polen bereits ihre Wohnungen in den Hochhäusern der Hauptstadt verlassen. Ein drastisches Beispiel ist die Siedlung Przystan, die in Lomianki liegt. Sie hat viele Gemeinsamkeiten mit anderen Projekten im ganzen Land und kombiniert 32 Townhouses mit ihren eigenen Terrassen.

Laut Kamil Kwiatkowski, dem Organisator der Siedlung Przystan, ist das Hauptziel des Projekts, den Menschen zu ermöglichen, bequem nebeneinander zu leben und sich in ihren Lebensauffassungen zu vereinen. Sie können zum Beispiel durch ihren Glauben an Gott miteinander verbunden sein. Allerdings hat der Initiator des Projekts bereits viele wütende Briefe darüber erhalten. Daraufhin beschloss Kamil, die Situation zu klären und betonte, dass Käufer ihre religiösen Ansichten nicht nachweisen müssen, um eine Immobilie zu erwerben. Die Wohnungen in der Siedlung sind für alle zugänglich.

Bis heute sind mehr als 60 % der Häuser verkauft worden. Der Preis dafür liegt bei 1.300 Dollar pro Quadratmeter. Das ist viel billiger als der Kauf einer Wohnung in einem Neubau in beliebten Großstadtgebieten, wo die Preise oft bis zu 5-mal höher sind.
Die Besonderheiten der Siedlung in Lomianki sind folgende:

  • Jedes Haus wird eine eigene Kapelle sowie eingebaute Rosenkränze und Kreuze haben. Hier haben die Besitzer die Möglichkeit, Familienerbstücke auszulegen.
  • Auf dem Gelände werden ein Kindergarten und ein Spielplatz gebaut. Damit wird er sich von einem anderen Bauprojekt in Schlesien unterscheiden, wo die Kinder offensichtlich unerwünschte Gäste sind. Dort entsteht eine separate Siedlung für Singles und kinderlose Paare, damit sie ohne Lärm und ohne das Problem der zerbrochenen Fenster leben können.

Doch nicht alle Einwohner Polens sind mit der Idee der geschlossenen Siedlungen einverstanden. Alexandra Kunze zum Beispiel, die an der Universität Kattowitz Kulturwissenschaften lehrt, steht solchen Projekten äußerst skeptisch gegenüber. Sie glaubt, dass die gezielte Suche nach Nachbarn mit einem ähnlichen Lebensstil und Weltanschauung ein bewusst falscher Weg ist, weil die Bewohner der Siedlungen immer noch in die reale Welt hinausgehen müssen, wo jeder Mensch anders ist. Frau Kunze meint, dass die Bewohner solcher Siedlungen in der Hoffnung, mehr Sicherheit zu finden, am Ende ein Gefühl der totalen Beschränkung erleben werden.